1/2023 JNS N E W S L E T T E R ١/۲۰۲٣
• Als die internationale Stiftung, die wir sind, bieten wir diesen Newsletter in unseren vier Versionen an.
• Wir sind zu Ehren von Jemal Nebez als Stiftung von Kurden für Kurden gegründet und bauen auf sein Lebenswerk, das wir bewahren und weit und breit bekannt machen wollen.
• Wir sind rechtsfähig und politisch unabhängig, keiner Partei zugehörig. Unsere Gremien arbeiten ehrenamtlich. Für unsere Projekte und Planung sind wir auf Spenden angewiesen.
• Wir sind nach deutschem Recht als gemeinnützig anerkannt. Was wir an Spenden erhalten, wird satzungsgemäß ausgegeben und offengelegt
Wir wünschen schönes Newroz-Fest!
Am besten im Freien,
den Aufbruch des Frühlings erlebend,
zusammen mit Freunden!
Liebe Kurdinnen und Kurden, Freundinnen und Freunde, alte und neue!
Diese gute Nachricht hier am Anfang und quasi im letzten Moment für Newroz. Wir freuen wir uns, mitteilen zu können, dass der Jemal Nebez Preis nunmehr erstmals vergeben werden kann.
Zara Mohammadi - Jemal Nebez Preisträgerin des Jahres 2023
Die zum Zweck der Vergabe unseres Preises gegründete und international aktive Jemal Nebez Preis Kommission hatte im vergangenen Spätsommer zugesagt, sich auf die Suche zu machen nach einem geeigneten Preisträger oder Preisträgerin zu suchen, ggf. auch nach einer Gruppe
Die Kommission hat nach eigenem Auswahlverfahren, einstimmig und unabhängig die in Ostkurdistan/ Rojhelat wirkende Lehrerin Zara Mohammadi gewählt, welche Wahl von der Stiftungsleitung bestätigt und von der Preisträgerin angenommen wurde.
Noch sind Einzelheiten zum Weiteren nicht abgesprochen, werden aber auf unserer Jemal Nebez Preis-Unterseite zeitnah bekanntgegeben.
Liebe Freundinnen und Freunde der Jemal Nebez Stiftung!
Newroz zu feiern gehört zur Kultur der Kurden und gilt in allen Teilen Kurdistans als wichtigstes Fest des Jahres.
In diesen schrecklichen Zeiten – wo auf globaler internationaler Ebene wiederholt von der realen Gefahr eines dritten Weltkrieges die Rede ist – ist die Besinnung auf die allen Kurden gemeinsame Kultur über den Tag hinaus wichtig, weshalb wir nicht nur zu Newroz selbst, sondern diesen unseren ersten Newsletter des Jahres 2023 dem Thema widmen.
Starkes gemeinsames Band
Es gibt in Kurdistan, das sich über ein weites Gebiet - vom Nahen bis tief in den Mittleren Osten - erstreckt, natürlich auch regionale Unterschiede dazu, was zum Beispiel das Feiern von Newroz angeht. Schließlich sind Bakur/Nord-, Bashur/Süd-, Rojava/West- und Rojhelat/Ostkurdistan – staatsrechtlich gesehen - Teile verschiedener Nationalstaaten (Türkei, Iraq, Syrien und Iran), die alle ihre eigenen Gesetze und Verordnungen haben (und mitunter zum Beispie, das Tragen der kurdischen Tracht speziell zu Newroz verbieten). Weiterhin gibt es inzwischen eine beträchtliche Anzahl von Diaspora-Kurden, die über die ganze Welt verstreut leben.
Sie alle sind - trotz ihrer teils sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Lebenssituation – durch ihre in langer Vergangenheit entstandene Kultur miteinander verbunden.
Zweifelsohne, die kurdische Kultur ist lebendig.
Es hat in der Geschichte auch schon andere Varianten des Feierns von Newroz gegeben als die heute üblichen. Wir wissen durch Ahmed-i Chanie, der 1650 in Bayazid in Nordkurdistan geboren wurde und als Großmeister der Dichtkunst unter den Kurden gilt, dass es in der Geschichte durchaus üblich war, Newroz als eine Art Karneval mit Verkleidungsspielen zu feiern. Ist nicht der Frühling die Jahreszeit der Verändrung par excellence?
Die Art wie Newroz gefeiert wird, kann sich von Jahr zu Jahr durchaus verändern. In den letzten Jahren ist die Tradition von Gedenkminuten hinzugekommen.
Die kurdische Kultur ist in jeder Hinsicht lebendig, nicht nur zu Newroz, sondern in allen Sparten, ob es um Musik geht, die schönen Künste oder um die kurdische Sprache.
Gerade in diesen Tagen kam die gute Nachricht, dass nun ein weiteres Stück Weltliteratur - James Joyce ! - von Kurden in Kurdisch gelesen werden kann, was das Institut Kurde de Paris natürlich im Beisein des Übersetzers entsprechend feiern wird. Die meisten der Anwesenden werden zu diesem Anlass schmerzliche Momente des Erinnerns gehabt haben. Der zu feiernde Übersetzer stammt aus Bakur bzw. aus der Südost-Türkei.
Menschen aus jener Gegend haben viel frisches Leid, das noch verarbeitet werden muss, haben enge oder entfernte Verwandte, Freunde und Nachbarn, im kürzlichen Mega-Erdbeben verloren, und wissen dazu hautnah um die Schrecken, die über ihren Teil schon lange Zeit, und wieder in den letzten Jahren über ihrem Teil der Welt wie ein schwarzes Tuch geworfen wurde.
Das schwarzes Tuch des Schreckens über Bakur und Rojava
Es ist bekannt, daß in der Türkei die islamisch-konservative Partei des Präsidenten Erdogan AKP - in Koalition mit den rechtsextremen Nationalisten MHP - die kurdischen Oppositionellen und die liberal-gläubigen Alewiten massivst angreift, bedroht und kriminalisiert.
Wie die Erdbebenhilfe mancher Gebiete in Nordkurdistan von Ankara nur schleppend in Gang kam, obwohl die internationale Hilfe für die Türkei zügig schon angelaufen war, ist bekannt. Dass die Rojava-Kurden jenseits der türkisch-syrischen Grenze völlig von der internationalen Erdbebenhilfe abgeschnitten blieben, ist auch bekannt.
Doch war es gerade diese Region, die im Kampf gegen das Terror-Gebilde „Islamischer Staat“ die größten Opfer gebracht hatte. Zwar wurden sie von der Internationalen Koalition gegen den IS aus der Luft und mit leichten Waffen und Munition unterstützt, aber es waren doch sie, die sich dem Feind frontal entgegenstellten und entsprechend im Kampf fielen.
Als das Terrorgebilde „IS“ von der Internationalen Koalition für besiegt erklärt wurde, ersuchte die autonome Rojava-Verwaltung die Alliierten um Bestätigung ihres autonomen Status, als einer von mehreren solchen Teilen im Bürgerkriegsland Syrien. Das war wichtig für die Rojava-Region, um bei kommenden – international begleiteten - Verhandlungen zur Zukunft Syriens mit am Tisch sitzen zu dürfen.
Die Türkei war dagegen. Die Anerkennung blieb aus. Wäre es nach dem Sieg über den IS zur internationalen Anerkennung von Rojava als autonome Region gekommen, dann hätte die Region jetzt wahrscheinlich nicht von der internationalen Erdbebenhilfe ausgeschlossen werden dürfen.
Soweit zu dem, was nicht auf Wunsch der autonomen Kurdenregion geschah. Und das ist, was stattdessen geschah:
Der Rojava-Region im Bürgerkriegsland Syrien wurde vom NATO-Partner Türkei unter den Augen der Welt ein Teil ihres Gebietes abgeschnitten - indem Ankara islamistische Söldnergruppen um sich scharte und in dem grenznah zur Türkei liegenden, strategisch dafür geeigneten Gebiet völkerrechtswidrig ein türkisch-kontrolliertes Besatzungsregime errichtete.
Das autonome Rojava, entstanden in 2011, existiert aber weiter und fordert die Rückgabe des nunmehr türkisch-besetzten Teils seiner autonom verwalteten Region. seit 2018 offiziell unter dem Namen Autonomous Administration of North and East Syria AANES.
Liebe Freundinnen und Freunde der Jemal Nebez Stiftung!
Das Festhalten an den Inhalten ihrer Kultur hat den Kurden sicherlich geholfen, die schrecklichsten Zeiten durchzustehen.
Darüber hinaus hat die Kultur der Kurden auch die Kulturen der benachbarten Völker bereichert – gerade auch in weit zurückliegenden Zeiten. Nur zur Erinnerung: Das Kurdische ist älter als das Persische.
Zweifellos ist die Kultur der Kurden von Vielfalt und Offenheit geprägt. Zugleich stimmt die Beobachtung, dass die kurdische Gesellschaft eher geschlossen ist, sich Fremden nur schwer öffnet. Ein Hang zum Abstandhalten könnte - neben Vielfalt und Offenheit - ein drittes wichtiges Wesensmerkmal der Kultur der Kurden sein. Die kurdische Sprache kommt noch hinzu.
Im langen Zeitraum der Geschichte spielte die geographische Mittellage Kurdistans sicherlich auch eine Rolle, wobei der ständige Austausch mit den anderen Völkern des Orients in den geographisch zugänglicheren Gebieten begann. Auf jeden Fall sind Kurden zu geübten Übersetzerinnen und Übersetzern geworden und sind bereits im frühen Mittelalter von der islamischen Herrschaft herangezogen worden, in der Sprache des Koran, nämlich Arabisch wissenschaftliche Ausarbeitungen vorzunehmen. Nicht zuletzt auch in der Gegenwart ist der Ruf der Kurden als Übersetzer hervorragend, und ihr Knowhow - was den Nahen und Mittleren Osten angeht - außerordentlich.
Ein beispielhafter Vertreter kurdischer Kultur schlechthin war natürlich unser Namensgeber. Einer seiner Freunde sagte einmal: Wo Jemal Nebez ist, ist Kurdistan. Durch seine Sprachkenntnisse und seinen Sprachwitz zog er nämlich auch viele Kollegen und Intellektuelle anderer Völker des Orients an. Durch seine Liberalität und Weltläufigkeit entstand bei spontanen und geplanten Zusammentreffen schnell und mit Leichtigkeit eine Atmosphäre von Reichtum in Vielfalt, von der alle etwas hatten.
RudawYoutube Dokumentarfilm - Denker der Freiheit
Dieser Dokumentarfilm zeigt Stationen des Lebens unseres Namensgebers und lässt viele verschiedene Menschen zu Wort kommen, die ihn kannten. Er zeigt und ist dabei selbst ein Stück Kultur der Kurden, die nicht zuletzt durch den gewählten Titel zum Ausdruck kommt – Denker der Freiheit.
Im Übrigen hat auch die Platzierung des 48-Min. Dokumentarfilms auf Youtube, wo er kostenfrei von allen Interessierten gespielt werden kann, etwas dieser Kultur. Das erinnert an die weitgestreuten großzügigen Einladungen zu wichtigen Anlässen, für die die wohlhabenderen Kurden eben nicht nur in der Geschichte bekann waren, sondern auch in der Gegenwart bekannt sind.
Der Titel des Films ist ein Geschenk und das Einstellen bei Youtube hat etwas von einer Freikarte zu einer besonderen Veranstaltung, sei es zum Genießen, zum Kennenlernen oder Erinnern. Vielen Dank!
Liebe Freundinnen und Freunde der Jemal Nebez Stiftung!
In diesem Jahr werden wir die zweite Ausgabe unseres Newsletters auf jeden Fall vor der Sommerpause verschicken.
Bis dann!
Liebe Newroz-Grüße!
Reez w silav
Jemal Nebez Stiftung
Rechtsfähig und gemeinnützig
Kontakt
Telefon: +49 (0) 30 86 12 653 I Fax: +49 (0) 30 86 15 706
Wir freuen uns, wenn Sie unseren Newsletter abonnieren, entweder über unsere Webseite:
https://www.jemal-nebez-stiftung.org/ oder per Email an: info(at) jemal-nebez-stiftung.org